Tschechien erlesen: Miřenka Čechová liest aus "Tote Schwäne tanzen nicht"

In ihrem Prosadebüt erzählt die erfolgreiche Regisseurin und Tänzerin Miřenka Čechová von den zwei Seiten im Leben einer Ballerina, von der Freude, auf der Bühne zu stehen, aber auch von unvorstellbarem Leistungsdruck und der ständigen Angst zu versagen. In Lesung und Gespräch mit Christina Frankenberg vom Tschechischen Zentrum Berlin stellt sie ihr Buch vor und spricht über eigene Erfahrungen. Aus der deutschen Übersetzung von Julia Miesenböck (Antea Verlag) liest die Berliner Schauspielerin Elna Lindgens.

„Wusstest du, dass alle Ballerinen einen ähnlichen Gesichtsausdruck haben? Also auf der Vorderseite, nicht auf der Rückseite.“ In dem Moment, in dem du dich vom Publikum abwendest, „in dem Moment verschwindet das vorgeschriebene Lächeln, dein Gesicht verzieht sich zu einer abgeschundenen, erledigten wahnsinnigen Grimasse, und weil du schon außer Atem bist, hast du Glubschaugen, dann öffnest du den Mund und schnappst nach Luft wie eine Ertrinkende..., bevor du dich mit dem fünfzehnten wunderbar süßen Lächeln wieder dem Publikum zuwendest.“

Auch die Erzählerin träumte einmal davon, eine erfolgreiche Ballerina zu werden. Anfang der Neunziger, schon mit zehn Jahren verließ sie ihre kleine Heimatstadt und ging nach Prag, besuchte die angesehene Ballettschule und wohnte mit den anderen Elevinnen in einem Internat. Tagsüber erlebten sie endlosen, harten Drill durch die Professorinnen, abends wurden sie von den Erzieherinnen im Internat gegängelt. Montags gingen sie durch die Hölle des Wiegens, mit Beschimpfungen für jedes Gramm Körperfett. Wer das nicht aushalten konnte, wurde aussortiert. Um sich abzureagieren, verwandelten sich die Ballettmädchen mit weißem Tutu und ordentlichem Dutt immer wieder in schwarzgeschminkte Nachtgestalten und zogen durch die Prager Clubs. Sie hörten House, probierten Drogen und Sex.

Miřenka Čechová nutzte auch ihre Tagebuchaufzeichnungen, um dieses intime Porträt einer Jugend zu skizzieren. Selbstironisch und ehrlich setzt sie sich mit den Schattenseiten ihrer Ausbildung auseinander, lässt aber auch Erinnerungen an ein wildes und ungezügeltes Leben im Prag der Neunzigerjahre wieder lebendig werden.

Eine gemeinsame Veranstaltung der Bezirksbibliothek Pablo Neruda und des Tschechischen Zentrums Berlin, mit freundlicher Unterstützung durch das Tschechische Literaturzentrum CzechLit. Den Büchertisch gestaltet Bücher am Nonnendamm.

Wo findet diese Veranstaltung statt? Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda
Frankfurter Allee 14A
10247 Berlin

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