BEDFORM. Eine gemeinsame Ortsbegehung mit Kapwani Kiwanga und Carolin Köchling. Mit einer Einführung von Andreas Schlaegel.

Samstag, 2. Oktober 2021, 19 Uhr
Dar-es-Salaam-Platz, 20457 Hamburg

Das Gespräch findet im Rahmen der Ausstellung THE GATE statt und ist eine Parallelveranstaltung mit dem Symposium Lucid Knowledge, dem Auftakt zur Triennale der Photographie Hamburg im Jahr 2022. Weitere Informationen zum Symposium finden Sie unter: https://phototriennale.de/de/

Seit bald vier Monaten ergänzt das Messing-Relief BEDFORM die Gestaltung des Dar-es-Salaam-Platzes. Benannt nach der jüngsten der neun Partnerstädte Hamburgs in Tansania, markiert der Platz einen zentralen Eingang in die HafenCity und fungiert damit auch als wichtige Station auf dem Kunstparcours von THE GATE. Für dieses besondere Gespräch besuchen die Künstlerin und die Kuratorin gemeinsam das Werk und diskutieren vor Ort ihre Eindrücke mit den Teilnehmenden.

Die geometrischen Formen des Reliefs stellen die Lastenkräne von vier historischen Frachtschiffen der ehemaligen Reederei Deutsche Ost-Afrika Linie dar, die von 1890 bis 1945 zwischen Hamburg und der afrikanischen Hafenstadt verkehrte.
Kiwanga hat die Proportionen der jeweiligen Schiffspläne beibehalten, das heißt, sie hat die Umrisse isoliert, vereinfacht und durch Drehung beziehungsweise Überlagerung zu einer Komposition zusammengefügt. Das glänzende Material setzt sich von der in Beton und Backstein gehaltenen Umgebung ab, dokumentiert die Spuren von Wetter und Umwelt und spiegelt das Geschehen im öffentlichen Raum.
Während traditionelle Reliefs Geschichte durch die Abbildung konkreter Situationen überlieferten, setzt die Künstlerin die mitunter unsichtbaren, aber dadurch nicht weniger realen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Bezüge als abstrakte Darstellung ins Bild.
In der Spannung von Enthüllen und Verbergen verweist BEDFORM auf die historischen und bis in die Gegenwart reichenden Handelsbeziehungen zwischen beiden Orten und erinnert an Hamburg als „Tor“ für Waren und Ressourcen aus anderen Ländern – einschließlich Afrika – nach Europa. Die Arbeit geht von den historischen Handelsrouten zwischen Tansania und Deutschland aus. Zugleich versteht sie sich als Metapher für die Unsichtbarkeit dieser Handelsbeziehungen und ihr Machtungleichgewicht, wo Ressourcen eines fremden Territoriums für die Entwicklung Hamburgs und Europas eingesetzt wurden.


Kapwani Kiwanga wurde 1976 in Hamilton, Kanada, geboren. Aktuell lebt und arbeitet sie in Paris. Als ausgebildete Anthropologin und Sozialwissenschaftlerin nimmt sie in ihren Installationen, Performances, Sound- und Videoarbeiten vielfach die Rolle einer Forscherin ein, wobei sie Wahrheit und Fiktion bewusst ineinander verschränkt, um dominierende historische oder politische Narrative herauszufordern und alternative Diskussionsansätze vorzuschlagen.

Carolin Köchling ist Kuratorin und lebt in Berlin. Sie ist Nuyten Dime Curator at Large am The Power Plant in Toronto und arbeitet derzeit mit der Franz Erhard Walther Foundation an der Konzeption eines Museums zum Frühwerk des Künstlers in Fulda. Sie kuratierte u.a. Ausstellungen für das Sesc Pompeia in São Paulo und das MMK in Frankfurt. 2017 kuratierte sie Kapwani Kiwangas Ausstellung A wall is just a wall am The Power Plant in Toronto.

Andreas Schlaegel (* 1966 in Kinshasa, DRC) ist Kritiker und Künstler, lebt in Berlin. Seit Ende der 90er Jahre schreibt er über zeitgenössische Kunst für internationale Kunstmagazine wie Flash Art International (Mailand), Frieze (Berlin/London) und Kunstkritikk (Oslo/‚Kopenhagen) und viele andere sowie in Publikationen für die UCLA Hammermuseum; MUSAC, Leon; Aspen-Museum, Colorado; Schirn-Kunsthalle, Frankfurt/M; Kunsthalle Düsseldorf; Frankfurt/M; TBA21, Wien; Sammlung Julia Stoschek und viele andere.

Das Projekt von Kapwani Kiwanga ist Teil von Kanadas Kulturprogramm als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2020/21. Es wird unterstützt durch das Canada Council for the Arts und die Regierung von Kanada. Das Künstlergespräch wird unterstützt durch das Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland und des französischen Kulturministers.

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